Aus der Geschichte des Heimatvereins Falkenstein


Der Heimatverein Falkenstein wurde 1878 unter dem Namen "Kurverein" gegründet. So richteten die verschiedenen "Vorgänger" ihre Bemühungen auch vor allem auf die Besucher und Kurgäste aus. Heute geht es dem Heimatverein hingegen in erster Linie darum, einen Beitrag zur Erhaltung der Lebensqualität in Falkenstein für dessen Einwohner zu leisten - wovon natürlich auch Besucher und Gäste profitieren. Lesen Sie hierzu die ausführliche geschichtliche Betrachtung von Hermann Groß. 

Kurverein oder Kur- und Verschönerungsverein: Bemühungen um ein schönes Ortsbild für Gäste der Dettweiler Heilanstalt für Lungenkranke

Bezüglich der Gründung des heutigen Heimatverein muss man sich mit einigen Zeitungsnotizen begnügen. Am Samstag, 25. Mai 1878, meldete der „Amtliche Anzeiger für den Amtsbezirk Königstein" unter der Rubrik „Locales und Provinzielles": „In Falkenstein ist dieser Tage ein „Kur-Verein" gegründet worden." Einen Monat später, am 26. Juni 1878, heißt es im selben Blatt: „Der erst vor Kurzem dahier gegründete Kurverein hat seine Thätigkeit bereits aufgenommen, indem ein Privatbadehaus erbaut ist und soll bis zum 9. Juli in Verbindung mit demselben eine Kaltwasser-Anstalt errichtet werden." Die sporadisch in der „Taunus-Zeitung" veröffentlichten Kurzberichte geben uns Auskunft über die Aktivitäten des neuen Vereins im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Die wechselnden Vereinsbezeichnungen wie: Kurverein, Verschönerungsverein, Kur- und Verschönerungsverein sind zum Teil wohl auf Ungenauigkeiten in der Berichterstattung zurückzuführen und an sich unerheblich.

 

1874 war mit dem Bau der Heilanstalt Falkenstein, einer Klinik für Lungenkranke, begonnen worden, deren Leitung bald nach Eröffnung 1876 Dr. Peter Dettweiler übernahm. Aufgrund dessen nahezu weltweiter Anerkennung als TBC-Experte erfreute sich die Einrichtung schnell eines sehr guten Zuspruchs und musste schon bald erweitert werden. Als Folge hiervon sah sich Falkenstein, ein armes, kleines Dorf im Hochtaunus, plötzlich mit internationalem Publikum - die Patienten und Besucher kamen aus vielen Ländern Europas und aus Übersee - konfrontiert. Diese Berührung mit „der großen weiten Welt" wurde noch dadurch verstärkt, dass die Heilanstalt nicht hermetisch abgeschottet war, sondern es vielmehr zur Therapie Dettweilers gehörte, die Patienten je nach Krankheitssituation nicht nur mit Freiluft-Liegekuren zu behandeln, ihnen vielmehr auch ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen in der Umgebung Falkensteins „in kräftiger Bergluft" zu verordnen. Dies sollte die kranken Lungen kräftigen, die Widerstandskräfte wecken und stabilisieren. Einige Reste dieser Wanderwege - heute nennt man sie „Terrainkurwege“- sind im Kocherfels noch zu finden.

 

In diesem Zusammenhang ist wohl der Beginn der Bemühungen um eine Verschönerung des Ortsbildes zu sehen, um die Anlage von Wegen, von Ruhe- und Aussichtsplätzen, die sich dann ein neuer Verein, der „Kur- und Verschönerungsverein", zu seinen Aufgaben machte. 

Dabei ist es keineswegs abwegig zu vermuten, dass Dr. Dettweiler selbst bei der Vereinsgründung Pate gestanden haben könnte. Der Verein jedenfalls war in den ersten zwei Jahrzehnten seines Bestehens insofern mit der Heilanstalt direkt verbunden als nämlich verschiedene Ärzte und Mitarbeiter von dort als Vorstandsmitglieder fungierten.

Von daher ist es ein schöner Zufall, dass mit die ältesten Unterlagen, die wir von diesem Vorgänger des heutigen Heimatvereins besitzen, den „Dettweiler-Tempel" im Falkensteiner Hain betreffen: Es sind dies die Widmung und Einladung zur Einweihung am 2. August 1896 (Hauptstaatsarchiv Wiesbaden) sowie die Abschrift des Vertrages vom 1. März 1896 zwischen der Forstverwaltung und dem Verein über die Genehmigung zur „Aufstellung von einem Aussichtstempel zur freien Benutzung für Curzwecke" (Stadtarchiv Königstein).

 

Wie aus den lokalen Presseberichten der 80er und 90er Jahre des 19. Jahrhunderts hervorgeht, sorgte sich der Verein zunächst um die Anlage und Beschilderung von Wanderwegen.

Im Jahre 1900 wurde die erstmalige Einrichtung einer „Unratabfuhr" als eine besonders fortschrittliche Errungenschaft gewürdigt. Auch die Burgruine war bereits damals Gegenstand der Vereinstätigkeit, wenn auch - im Vergleich zu heute - nur in bescheidenem Umfang. Die Anlage befand sich nämlich in Staatsbesitz und der Versuch, sie zu pachten und vor allem den Turm für Besucher zugänglich zu machen, scheiterte an der Frage der Haftung bei Unfällen. Daher begnügte man sich mit optischem und akustischem Beiwerk, in dem man auf dem Burgturm eine Wetterfahne und eine Äolsharfe (Windharfe) anbringen ließ.

 

Zu den Verantwortlichen für das Vereinsgeschehen zählten im 19. Jahrhundert sowohl Mitglieder alteingesessener Familien als auch Neubürger. So finden wir unter den Vorstandsmitgliedern beispielsweise Bürgermeister Heinrich Mühl und seinen Amtsnachfolger Wilhelm Hasselbach, Lehrer Josef Hartmann, Maurermeister Philipp Feger und Johann Schmitt; darüber hinaus den königlichen Forstmeister C. Kammer, den Arzt Dr. F. Blumenfeld, den Gemeinderechner H. Rudolph sowie den Nachfolger Dettweilers in der Leitung der Heilanstalt Falkenstein, Dr. Karl Hess. Die Mitgliederzahlen, die aus den Berichten über die jährlichen Versammlungen zu entnehmen sind, lagen zwischen 25 und 40 Personen, von damals 926 Einwohnern. 


Kurkommission oder Kur- und Verkehrsverein: Im 20. Jh. geht es mehr und mehr um die Förderung des Kurbetriebs, Fremdenverkehrs und der Naherholung in Falkenstein

Später hören wir von einer „Kurkommission", die sich um die Attraktivität Falkensteins als Erholungsort mühte und kurz vor dem ersten Weltkrieg den ersten „Fremdenführer" mit einem für uns heute hochinteressanten Anzeigenteil herausgab. Dieser Anzeigenteil gibt einen guten Einblick in die damalige florierende Falkensteiner Gastronomie und Geschäftswelt.

 

In den Kriegs- und Nachkriegszeiten stand innerhalb der Bevölkerung verständlicherweise die Sorge um die eigene Existenz im Vordergrund und weniger die Überlegungen zu Fremdenverkehr und Dorfverschönerung; insofern sind für solche Zeiten nur wenige Aktivitäten der Verkehrsvereine zu verzeichnen. 

Auch wurde in den 1920er und 30er Jahren mehr und mehr die Gemeindeverwaltung in Sachen Fremdenverkehr (Erstellung und Versendung von Prospekten und Hotel­verzeichnissen etc.) tätig, da sie eher über den nötigen „Apparat" verfügte als ein privater Verein.

 

Aus dem Jahre 1934 ist die Satzung eines „Kur- und Verkehrsvereins" erhalten (Stadtarchiv), welche die Förderung des Kurbetriebes und des Fremdenverkehrs in Falkenstein als Vereinszweck ausweist: „den nach Falkenstein kommenden Fremden soll der Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet werden, um dadurch die Frequenz zu heben und den Wohlstand der Gemeinde zu fördern". 

Dieses sollte durch den Nachweis von Unterkünften, durch die Instandsetzung und Unterhaltung von Straßen und Wegen, die Anlage und Sauberhaltung von Ruheplätzen und -bänken, durch Wegweiser und Hinweistafeln sowie die Fernhaltung ruhestörenden Lärms erreicht werden. Ob es sich hierbei um die Neugründung des Vereins handelt oder ob die neuen Machthaber von dem Verein die Aufstellung einer Satzung verlangten, geht aus den Begleitunterlagen nicht hervor.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es dann im - Frühjahr 1950 - die anderen Vereine hatten bereits früher ihre Tätigkeit wieder aufgenommen - zur Neugründung eines "Kur- und Verkehrsvereins". Die Vorstandsmitglieder waren damals: 

Wilhelm Hasselbach, der sich als Heimatforscher sehr verdient gemacht hat, Anton Hasselbach (Gastwirt), Dr. Hans Dickerhoff, E. Jedesberger (Gastwirt), Christof Brendel jun., Dr. Alexander Seitz, Franz Pfaff sowie später Wilhelm Hartmann.

 

Dieser neue Verein sah seine Hauptaufgabe in der Förderung des Fremdenverkehrs und der Naherholung durch die Unterstützung der Gastronomie, die Schaffung von Unterkünften und Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels, Pensionen und Privat-häusern. Neue Spazierwege wurden erschlossen bzw. ausgebaut, Aussichtspunkte (z. B. Neubau des Lipstempels) und Ruheplätze angelegt. Auch kulturelle Angebote wie Konzerte, Vorträge und Führungen finden wir im Programm des Vereins.


Heimatverein: Erhaltung der Falkensteiner Burg und Heimatgeschichte kommen als neue wichtige Aufgaben hinzu

Mit dem Übergang der Burg in das Eigentum der Gemeinde Falkenstein 1954 trat ein wichtiges Aufgabengebiet hinzu, nämlich die Pflege und Erhaltung dieses wichtigen Falkensteiner Wahrzeichens. 

 

Viele hunderttausend Mark/Euro wurden mit Hilfe der Bevölkerung und der öffentlichen Stellen in der Zwischenzeit hierfür aufgebracht. Zu keinem Zeitpunkt hat sich die Falkensteiner Burg so gut und - aufgrund diverser Freilegungen und Sanierungen (Zwingermauer, Zwingertortürme, Turmrest „Nürings" u.a. - so interessant dargestellt wie heute.

 

Auch die Heimatgeschichte rückte mehr als früher in den Blickpunkt. Rundgänge entlang der Gemarkungsgrenzen wurden durchgeführt. In der Pflege des örtlichen Brauchtums sah der Kur- und Verkehrsverein ebenfalls eine seiner Aufgaben.

Dazu zählten die zeitweise Ausrichtung des Kirchweihfestes und die Übernahme der Betreuung des Martinszuges.

Die seit den 1960er/70er Jahren zu beobachtende Veränderung in den Urlaubsge-wohnheiten, die auch durch eine hohe Mobilität nahezu aller Kreise der Bevölkerung gefördert wird, hatte einen derart starken Rückgang des Fremdenverkehrs zur Folge, dass die vorhandenen Hotels und Pensionen nach und nach ihren Betrieb einstellten, kaum noch Privatzimmer oder Ferienwohnungen angeboten wurden und damit die Bemühungen des Vereins in diesem Sektor nahezu überflüssig.

Dies führte dann bei den Verantwortlichen zu der Überlegung, den Namen des Vereins und seine künftige Aufgabenstellung den veränderten Gegebenheiten anzupassen. So wurde in der Hauptversammlung 1987 eine Umbenennung in "Heimatverein Falkenstein" beschlossen.

Dieser sieht seine Aufgaben heute in der Erhaltung der Burg, in Anlage und Pflege von Spazierwegen mit Ruhebänken und Aussichtspunkten sowie der Ortsbildge-staltung. Darüber hinaus ist der heimatgeschichtliche Anteil der Vereinsbemühungen größer geworden: Informationen, Lokalgeschichtliche Vorträge,  Mundartveranstaltungen, Veröffentlichungen und Fahrten zählen ebenso dazu wie die Anregung und Unterstützung von Diplom- oder Magisterarbeiten über Themen aus der Falkensteiner Geschichte.

 

Informative Waldspaziergänge und vogelkundliche Führungen tragen dem zuneh-menden Interesse an Natur- und Umweltthemen Rechnung. Das jährlich an einem Waldweiher veranstaltete „Seefest" führt Alt und Jung in heiterer Runde zusammen.

 

In den vergangenen Jahren hat sich der Verein sehr stark für die Sanierung des Ehrenmals eingesetzt und hierfür durch Spenden und Aktionen ganz beträchtliche Geldbeträge zusammen bekommen, so dass die Baumaßnahmen nunmehr abgeschlossen werden konnten.